Fünf Strategien zur Verbesserung Ihres Sexlebens
Viele Paare suchen eine Sexualtherapie auf, weil sie mit ihrer sexuellen Dynamik unzufrieden sind. Der Partner zum Beispiel beschwert sich über die geringe sexuelle Verbindung, die das Paar hat, die Partnerin kontert, dass sie zu erschöpft sei. Er reagiert frustriert und sie macht dicht. Wie in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wiederholt sich das gleiche Gespräch einige Wochen später.
Sexuelle Probleme in Beziehungen beziehen sich oft auf den Orgasmus, die Häufigkeit der sexuellen Aktivität oder generell die sexuelle Lust. Wenn wir bei unseren Klienten und Klientinnen dann aber direkt nachfragen, wonach sie sich sehnen, wenn es um Sex mit ihrem Lieblingsmenschen geht, hören wir oft „Ich wünsche mir…
- dass mein Partner/meine Partnerin gerne mit mir zusammen sein möchte,
- dass er/sie Verlangen nach mir hat,
- dass Verbindung und Nähe entstehen,
- dass Lustgefühle und das Erleben von Lust beim anderen möglich sind,
- dass wir eintauchen in die Erotik
- und uns aus dem Alltag lösen können.“
Der US-amerikanische Therapeut Kyle Benson schlägt in diesem Kontext fünf Strategien vor, mit denen die Liebespartner ihre sexuelle Beziehung verbessern können.
1. Die Freundschaft eines Paares ist das wahre Vorspiel
Wie unter anderem die Forschung von John Gottman zeigt, hat die Qualität der Freundschaft eines Paares positive Auswirkung auf das Konflikt- und Streitverhalten. Dies gilt auch für die Sexualität.
Eine starke und gute Freundschaft, zu der auch gehört, dass man die Person, mit der man Sex hat, wertschätzt, sich ihr zuwendet, fördert das Zusammenspiel, das für das Entstehen einer sexuellen Verbindung erforderlich ist.
Ganz praktisch heißt das: Wir müssen die Person, mit der wir Sex haben, mögen. Wenn das nicht der Fall ist, wird uns der Sex, den wir haben, nicht gefallen.
So berichtet ein Paar in meiner Praxis – und das kommt in ähnlicher Form häufig vor – , dass sie sich nach sieben Ehejahren und zwei Kindern eher wie WG-Bewohner oder Arbeitskollegen fühlen, die zwar ihren Haushalt kompetent führen, aber sich nicht wie enge Freunde fühlen. Auf die Frage, ob sie ihrem Partner/ihrer Partnerin denn sagen, was sie an ihm/ihr schätzen, bekommt man oft ein klares Nein als Antwort. In diesem Fall kann es sich lohnen, zum Beispiel ein „Wertschätzungstagebuch“ zu führen und regelmäßig auch Kleines zu notieren, was einem an seinem Partner oder seiner Partnerin positiv aufgefallen ist und dies eventuell auch mit einer Eigenschaft oder einem Persönlichkeitsmerkmal zu verknüpfen. Dieser bewusste Ansatz zu verschriftlichen, was sie aneinander lieben und schätzen und darüber zu sprechen, lässt die emotionale Kälte in einer Paarbeziehung auftauen und öffnet Türen für eine erfüllende Sexualität.
2. Entwickeln Sie sexuelle und emotionale Intelligenz
Lustvolle Intimität entsteht, wenn wir in der Lage sind, emotional präsent und sexuell mit unserem eigenen Körper verbunden zu sein.
Wenn Sie verstehen, was Ihre „Gaspedale“ sind, was Erregung und Lust fördert, und was Ihre „Bremsen“ sind, was Erregung und Lust hemmt, können Sie Klarheit darüber gewinnen, wie Sie gemeinsam Lust schaffen können.
So funktioniert es: Ihr Gehirn scannt Ihre Umgebung, also Geräusche, Gerüche, Anblicke, Berührungen sowie Ihre innere Umgebung, wie Ihre Gedanken über sich selbst und über die Beziehung, Ihre Überzeugungen und körperliche Empfindungen, um sich klar zu werden, ob das sexuelle Geschehen Sie anmacht oder abtörnt. „Ihr Grad der sexuellen Erregung in jedem Moment ist ein Gleichgewicht zwischen der Betätigung des Gaspedals und wie stark die Bremse aktiviert wird.“ (Emily Nagoski)
Manchmal wird das Gaspedal nicht ausreichend stimuliert, und manchmal wird die Bremse noch gedrückt. Gaspedal und Bremse funktionieren bei jedem anders, und das ist gesund und normal. die Bremse des einen kann das Gaspedal des anderen betätigen.
Kyle Benson beschreibt einen Fall aus seiner Praxis, das Paar Dave und Tina: „Dave entdeckte, dass Stress und Angst für Tina erhebliche Bremsen waren. Für Dave war Stress jedoch ein Gaspedal. Dave suchte nach Verbindung und erotischem Eintauchen, um Stress abzubauen, aber Tinas Gefühl, sie werde dadurch überwältigt, war eine Bremse, die dazu führte, dass sie sich nicht auf Intimität einlassen konnte. Dave lernte, über seinen Stress zu sprechen und mit Tina zusammenzuarbeiten, um ihre Bremsen abzubauen. Tina bemühte sich, mehr auf sich selbst zu achten, damit sie mehr Kapazität hatte, aufs Gaspedal zu treten. Dave liebte es schließlich, herauszufinden, was Tina Freude bereitete, und Tina genoss es, ihren erotischen Spielplatz zu erweitern.“
„Der beste Sexratschlag … ergibt sich aus der Art und Weise, wie Sie Ihr Wissen über Gaspedal und Bremse einsetzen und darüber, was Sie beide sich beim Sex wünschen und mögen, und natürlich aus der Art und Weise, wie Sie über all das miteinander kommunizieren.“ ( Emily Nagoski)
3. Die Rahmenbedingungen: Der Dritte im Raum
Wenn es um Sex geht, ist immer ein „Dritter“ im Raum.
Die Umgebung, in der wir uns befinden, bereitet uns entweder auf eine lustvolle Verbindung vor oder sie stört diese. „Lust ist Empfindung im Kontext“ sagt Emily Nagoski.
Ablenkungen, wie zum Beispiel die hellhörige Wohnung, Kinder, die im Nebenzimmer schlafen und sich jederzeit bemerkbar machen können, können die Intimität stören. Selbst das Aufstehen und im Schrank herumkramen zu müssen, um Gleitmittel und Sexspielzeug zu finden, kann ablenkend sein. Grelles Licht und störende Geräusche, aufdringliche Gerüche können das Liebesspiel beeinflussen. Es gibt viele Möglichkeiten für Paare, sich „ihren“ Raum zu schaffen, mit Kerzen, schöner Musik, einem verführerischen Duft und vielem mehr.
Die sorgfältige Schaffung einer Umgebung, in der man sich sicher und bequem fühlt und in der das Eintauchen in lustvolle Aktivitäten leicht fällt, steigert die sexuelle Erregung und kann zu einem gemeinsamen genussvollen Erleben wesentlich beitragen.
4. Schaffen Sie sich einen erotischen Spielplatz
Die in Filmen dargestellten Sexszenen sind oft in einem Kontext angesiedelt, der angespannt, risikoreich und dramatisch ist. Intimität mit hohem Risiko erzeugt oft mehr Druck und Angst als Sicherheit und Geborgenheit.
Wenn wir verspielt sind, ist das Risiko oft niedrig und wir sind im Hier und Jetzt versunken. Es gibt tausende Möglichkeiten, während der Intimität verspielt zu sein. Das kann Humor und Spaß sein, miteinander zu kuscheln oder sogar ein Rollenspiel sein. Vielleicht lieben Sie eine intensive Knutscherei oder eine sinnliche Massage. Manche Paare lesen sich etwas vor oder kochen ein erotisches Mahl.
Es ist wichtig, einen erotischen Spielplatz zu schaffen, auf dem Sie zusammenwirken können, um den Teil der Intimität zu verbinden, den Sie möchten. Erforschen Sie, was verspielt, erotisch und verbindend ist. Finden Sie heraus, was Ihnen Lust bereitet, was Ihnen ermöglicht, zu entspannen und die Erotik gemeinsam besser genießen zu können. Finden Sie Ihr eigenes Lieblingsprogramm!
5. Planen Sie Ihr Vergnügen
„Stellen Sie das Vergnügen in den Mittelpunkt, denn großartiger Sex auf lange Sicht hängt nicht davon ab, wie sehr Sie Sex wollen, sondern davon, wie sehr Ihnen der Sex gefällt, den Sie haben.“ ( Emily Nagoski )
Vergnügen zu planen, mag sich zwar wie Arbeit anfühlen, kann aber die sexuelle Befriedigung erheblich steigern. So wie Menschen Urlaube oder sogar das Essen planen, das sie zum Abend zubereiten, kann das Planen intimer Zeit Vorfreude und Aufregung erzeugen.
„Dave und Tina (aus dem vorherigen Fall) planten regelmäßige Intimabende, bei denen sie Verbindung und Vergnügen in den Vordergrund stellten. Sie hatten nicht an jedem geplanten Intimabend Sex, aber sie hatten eine Verbindung und fühlten sich nah, was es einfacher machte, sexuell intim und verspielt zu sein und gemeinsam Vergnügen zu haben, wenn beiden Partnern danach war.“ (Kyle Benson)
Durch die Beachtung dieser fünf Strategien können Paare ihre sexuelle Bindung verbessern, und die Türen können sich öffnen für eine erfüllendere und intimere Beziehung.