

Gesunde Grenzen setzen im Umgang mit Großeltern
Elternschaft kann manchmal anstrengend und herausfordernd sein. Viele Eltern können von einem starken Unterstützungssystem profitieren, das ihnen während der Erziehungsjahre hilft. Großeltern, also die eigenen Eltern und die Schwiegereltern, sind oft ein großer Teil dieses familiären Unterstützungssystems. Aber was passiert, wenn Ihre Eltern oder Schwiegereltern Sie durch ihr Hilfsangebot noch mehr unter Druck setzen? Nicht wenige Menschen müssen bei Ihren Eltern damit klarkommen, dass abwertende Kommentare über ihre Erziehung gemacht werden, man ungefragt Ratschläge gibt, versucht, Ihre Elternrolle übernehmen oder ihren Wünschen bezüglich der Erziehung ihres Kindes einfach nicht nachkommt. In solchen Situationen ist es wichtig, gesunde Grenzen zu setzen, damit Ihre Beziehung zu Ihren Eltern (und deren Beziehung zu Ihrem Kind) sich gut entwickeln können.
Grenzen setzen
Gesunde Grenzen zu setzen kann eine schwierige Aufgabe sein, insbesondere wenn die Person, der Sie Grenzen setzen müssen, die ist, die Sie (oder Ihre*n Partner*in) großgezogen hat. Es mag sich seltsam anfühlen, Grenzen gegenüber Großeltern zu setzen, aber klare Grenzen sind in jeder gesunden Beziehung unerlässlich. Ohne Grenzen kann es passieren, dass wir wütend und verbittert werden, was der Beziehung letztlich schadet oder sogar zu ihrem Ende führen kann.
Wie kann man also Grenzen gegenüber den Großeltern setzen? Der erste Schritt besteht darin, darauf zu achten, was die Auslöser sind und diese zu verstehen, damit Sie Ihre Grenzen erkennen können. Negative Gefühle und Reaktionen auf die Worte oder Handlungen anderer resultieren oft aus einer Grenzverletzung. Folgende Beispiele lassen sich häufig beobachten:
- Unaufgefordert Erziehungsratschläge geben
- Unangekündigt zu Ihnen nach Hause kommen
- Ihrem Kind Lebensmittel geben, die es nicht essen soll
- Ihrem Kind zu viele Geschenke machen
- Sich nicht an den Zeitplan oder die Routine Ihres Kindes halten
Zunächst müssen Sie sich damit beschäftigen, Ihre eigenen Grenzen zu erkennen, bevor Sie die Großeltern ansprechen. Dann ist es wichtig, dass Sie Ihr Anliegen freundlich und respektvoll kommunizieren.
Die US-amerikanische Psychotherapeutin Dr. Julie Gottman rät dazu, auch die Sicht der Großeltern in den Blick zu nehmen. Sie hat für ein Großelterngespräch eine Strategie entwickelt, die aus drei Schritten besteht:
1. Anerkennen Sie das Bedürfnis, das hinter dem Verhalten der Großeltern steht
Versuchen Sie herauszufinden und mitzuteilen, was Ihrer Meinung nach Ihre Großeltern zu ihrem Verhalten führt. Wenn sie beispielsweise die Routine des Kindes nicht beachten, kann es sein, dass diese nicht so viel Zeit mit ihrem Enkelkind verbringen können, wie sie es gerne würden. Also versuchen sie diese Zeit zu maximieren, indem sie den Mittagsschlaf ausfallen lassen. Dann könnten Sie bestätigen, dass Ihr Kind natürlich so viel Zeit wie möglich mit den Großeltern verbringen möchte und dass das Sinn ergibt. Wenn Sie das zugrunde liegende Bedürfnis nicht identifizieren können, versuchen Sie nachzufragen.
Es kann vorkommen, dass Sie ungeschickt vorgehen und eventuell scharf auf eine Grenzüberschreitung reagieren, anstatt die Grenzen sanft zu setzen. Das kann passieren und ist, wenn es einmalig ist, nicht weiter schlimm. Sie können es immer wieder gutmachen und es beim nächsten Mal erneut versuchen. Wenn Sie merken, dass Sie Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen (oder Ihre Eltern diese nicht respektieren), kann es hilfreich sein, sich mit Ihrem Problem an eine*n neutralen Berater*in zu wenden.
2. Teilen Sie Ihre Gefühle und Grenzen in sanfter Form mit
Seien Sie freundlich, aber auch direkt und bestimmt. Die Schritte zu einem sanften Einstieg sollten vorsichtig, am besten mit einer Ich-Botschaft, formuliert werden. Sie könnten zum Beispiel sagen:
- „Ich fühle mich gestresst und überfordert, wenn ich nach Hause komme und Hans nicht geschlafen hat. Du musst dich an den Zeitplan halten, damit er abends nicht übermüdet ist, was die Abende sehr anstrengend machen kann.“
Erinnern Sie Ihre Eltern daran, dass sie Sie so erzogen haben, wie sie es wollten. Sie sind jetzt an der Reihe, zu entscheiden, wie Sie Ihr Kind erziehen, und Sie möchten, dass sie das respektieren. Wenn Sie versucht haben, Grenzen zu setzen, diese aber weiterhin überschritten werden, müssen Sie Ihrem sanften Einstieg möglicherweise eine Konsequenz hinzufügen, wie zum Beispiel:
- „Wenn du die Routine nicht einhalten kannst, muss ich über eine alternative Kinderbetreuungslösung nachdenken, die unseren Bedürfnissen entspricht.“
3. Hören Sie auch auf die Gefühle Ihrer Eltern und fragen Sie nach ihren Grenzen
Großeltern zu sein kann zwar eine spaßige und lockere Rolle sein, aber Ihre Eltern haben oft auch ihre eigenen Grenzen, die respektiert werden müssen. Geben Sie ihnen die Chance mit Ihnen darüber zu sprechen und respektieren Sie diese auf die gleiche Weise, wie Sie möchten, dass Ihre Grenzen respektiert werden.
Grenzen zu setzen kann schwierig sein. Es ist aber notwendig, um gesunde, glückliche Beziehungen aufrechtzuerhalten. Seien Sie mitfühlend mit sich selbst, während Sie weiterhin Grenzen identifizieren und setzen. Ein intaktes innerfamiliäres Betreuungssystem kann eine große Hilfe in den herausfordernden Phasen der Kindererziehung sein.